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Warum ich die Atempraxis liebe

 

Ich liebe die Vielseitigkeit der Atempraxis. Es gibt für fast alles eine Übung, die das Nervensystem so effektiv reguliert, wie kaum eine andere Methode. Aber über diesen konkreten Nutzen hinaus kann der Atem so viel mehr: Er zeigt mir meine Lebendigkeit, auch in schwierigen Situationen, wenn ich eigentlich gerne kneifen würde. Wie ein Leitseil führt er mich, wenn ich mich mal wieder selbst verliere. An ihm hangle ich mich weiter, bis ich zurück ins Ganze finde. Und dort, in der Tiefe, finde ich Freude und eine wilde Lust auf’s Leben.

 

Ich liebe den Fokus und die Intensität, die die Atempraxis in so ungewöhnlicher Weise mit Offenheit und Weite verknüpft. Denn es ist diese seltene Kombination, die mich zu meiner feinfühligen Kraft hat finden lassen. Wie so viele hochsensible Menschen habe auch ich immer wieder gehört, ich sei „zu sensibel“. Jahrelang habe ich versucht, mich abzuhärten, mir ein dickeres Fell wachsen zu lassen und weniger zu fühlen. Die, die mich lieben, haben es lange vor mir gesehen – ich selber konnte es erst durch die Atempraxis erkennen: Diese Feinfühligkeit ist ein Geschenk – für mich und für meine Menschen.

 

Und so genieße ich jede einzelne Atembehandlung, weil meine Hände endlich nach dem Wesen des anderen fragen dürfen. Ich ahne und fühle, taste und suche nach der Lebendigkeit – und finde darin eine Wahrheit, die ich in Worten kaum ausdrücken kann. Ich antworte auf das Verborgene und rufe es ins Leben. Das Gefühl, wenn sich in so einem „Atemgespräch" allmählich eine sanfte Öffnung zeigt, ist einfach unbeschreiblich. Im „normalen“ Leben ist für feine Nuancen wenig Raum – in der Atembehandlung ist es ein großes Geschenk, diese Tiefe halten zu dürfen, bis der andere in sie hinein findet.

 

Die Atempraxis führt mich also in einer Weise zu mir selbst, wie bisher kein anderer Weg. Seit ich sie kenne, ist das Gras auf meiner Seite des Zauns am grünsten. Ich muss nicht mehr von mir fortgehen, um mich zu finden.

 

Und wie ist es mit Dir? Hast Du einen Weg gefunden, der Dich trägt? Magst Du mir davon erzählen?

 

Mehr lesen: Wie ich wurde, was ich bin - Mein Weg zur Atemtherapeutin

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